Wenn Vergangenheit Geschichte ist - Eine Familiengeschichte, eingebettet in die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts
Die überarbeitete Fassung als e-book im neuen Gewand
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Der
Klappentext
Hanna
Elisa fliegt gemeinsam mit ihrem Mann in den Mittleren Osten, um ihre Tochter
und das neugeborene Enkelkind zu besuchen. Auf dem langen Flug führen die
Gedanken sie in eine Zeit, die sie nur aus Erzählungen ihres Vaters und ihres
Großvaters kennt, verfangen sich in den unruhigen Zeiten ihres eigenen Beginns.
Es
begann alles auf einer Hochzeit, als die fröhliche Lilli dem Marinesoldaten
Hardy begegnete, der einst ausgesandt wurde die Welt zu erobern. Der ehemalige
U-Boot Funker Hardy, Sohn eines Bergarbeiters oft nur knapp dem Tod auf den
Weltmeeren entronnen und Lilli, ein unbekümmertes rheinisches Mädchen, planten
voller Zuversicht ihre gemeinsame Zukunft. Tatkraft und Ideenreichtum,
Optimismus und Humor prägten ihre Taten, die sie auch die schwierigsten Zeiten
überstehen lässt. Hanna Elisa erlebte zwei Welten. Da war Lillis Familie,
angeführt von Jakob, dessen hohes Ansehen im Dorf ihn zum Berater der
Unsicheren machte. Von ihm lernte Hanna Elisa schon früh, sich einzumischen und
die streng katholische Großmutter, die dem Kind nicht erlaubte am Morgen vor
dem Beten zu singen. Im Ruhrgebiet lebten Hardys Eltern, unpolitisch und nicht
nur zu Jakobs Entsetzen waren sie einst Befürworter Hitlers Politik. Erst als
die Auswirkung des Krieges auch ihre Familie erreichte entstanden Zweifel. Hier erlebte Hanna Elisa Urlaubstage ohne
Fesseln, Zusammentreffen der Nachbarschaft auf der Bank unter dem Fliederbaum,
gemeinsames Musizieren, Toleranz - aber auch das Auseinandergehen der
langjährigen Gemeinschaften, als der Fernseher seinen Siegeszug antrat.
Frühling
1997
An
manchen Tagen zweifelt Hanna Elisa, ob es ratsam ist in den alten Fotos zu
kramen. Oft schmerzte es, die so weit von ihr entfernt lebenden, so nah zu
sehen. Das aufgeschlagene Fotoalbum liegt vor ihr auf der Erde und versonnen
betrachtet sie die Bilder des Sommers vor einem Jahr und denkt daran, wie sie
ihrem Enkel die Bilder der eigenen Kindheit zeigte. Verwundert hatte er sie
beim Anblick der Fotos angeschaut ungläubig gefragt,
„Das
kleine lockige Mädchen bist du? Nein Oma, das ist nur der Beginn einer neuen
Geschichte!“
„Nein,
nein, mein Schatz, das ist die Wirklichkeit. Alle Menschen kommen klein zur
Welt, werden Jahr für Jahr größer bis sie erwachsen sind und sie sind so
unterschiedlich wie die Steine, die wir vor wenigen Tagen zusammen am Strand
sammelten. Manche werden dick und klein, andere dünn und groß, vielleicht auch groß und dick, und denke nur
an den Blumenverkäufer in Avila, dann weißt du, kleine dünne Menschen gibt es
auch. Einige Menschen sind fröhlich, andere ernst. Es gibt die lieben und die
bösen, denen man am besten aus dem Weg geht und die herzensguten, von deren
Seite niemand weichen will, weil sich jeder in ihrer Nähe so geborgen fühlt. Da
sind noch die stillen Menschen und die, die ständig reden, obwohl sie nichts zu
sagen haben und die ignoranten, die tollpatschigen und die geschickten. Nur
eins trifft auf jeden Menschen zu, er ist einzigartig und auch dich Noah gibt
es nur einmal auf der Erde“.
Andächtig hörte der Kleine ihr zu, in jeder
Hand ein kleines Auto, mit denen er über riesige Phantasiestraßen um sie herum
fuhr, immer wieder einen Blick auf ihre Fotos werfend und sie blickte
abwechselnd auf das spielende Kind und auf das Foto in ihrem Album.
Sie sah sich auf der Wiese am Hang sitzen,
kleine Blumen in der Hand, fühlte sich in den längst vergessen geglaubten
Frühlingstag zurück versetzt. Fragte sich, was davon bin noch ich, - beeinflussen Erinnerungen und Erfahrungen aus
dieser Zeit, in der mir nur Liebe und Zuverlässigkeit begegnete, noch meine
heutigen Handlungen?
Zur
Zeit der Baumblüte, von der das Foto erzählte, war sie achtzehn Monate alt,
einer rundlichen pausbäckigen Puppe ähnlich.
Wie anders sahen die Erwachsenen aus, eingefallene Wangen, schlotternde
Anzüge und zu weite Kleider an ausgemergelten Körpern und selbst das glückliche
Lachen über die wieder erlangte Freiheit, das Zusammentreffen der Familie an
einem herrlichen Frühlingstag, verdrängte die Panik und die Angst über das in
der Vergangenheit erlebte nicht aus ihren Augen.
Der
Zeit entsprechend war das Bild schwarzweiß. Verblüfft sah Noah sie an,
„Oma
wo hast du die Farben verloren?“
„Nein
mein Kind, ich habe sie nicht verloren, sie sind alle noch in meinem Kopf“.
Unzählige Male besuchte sie bis in die ersten
Jahre ihrer Ehe diese Wiese zur Zeit der Obstblüte und sie schilderte dem
blonden Jungen an ihrer Seite die Farbenvielfalt, die das kleine Mädchen Jahr
für Jahr verzauberte. Die von ihrer
Mutter bereits vor ihrer Geburt gestrickten, mit kleinen bunten Blumen
bestickten weißen Wolljacke, den blauen weiten Rock, aus einer alten
Marineuniform ihres Vaters genäht, Vorkriegsware, konnte sie sich mit den
Geschichten ihrer Entstehung gut ins Gedächtnis rufen. Nachdem sie aus diesen
Sachen heraus gewachsen war, wurden sie noch Jahre später von ihren Cousinen
getragen. Sie liebte diese Wiese, und beim Blättern in den Fotos schien es ihr,
der Duft der Frühlingstage hüllte sie immer noch ein, begleitete sie bis in die
Gegenwart, um sie vor den unechten synthetischen Gerüchen einer egoistischen,
verlogenen, doppelzüngigen, nur den lauten Äußerlichkeiten, Effekten und
Schlagzeilen hinterher jagenden Meute zu schützen, und für einen kostbaren
Augenblick verdrängte der zarte Frühlingsduft aus glücklichen Kindertagen die
kalte übel riechende Aura der Menschen aus ihrer Nähe, die ohne Rücksicht auf
das Erhaltenswerte nur an ihrem Profit interessiert waren, die Stunde für
Stunde mehr Raum in der Gesellschaft einnahmen, das Tagesgeschäft bestimmten.
Sie
liebte die Frühlingsblumen, die Kirschbäume, den kleinen Bach und das Gefühl
der Freiheit, dass sie auch später bei der Erinnerung an diese Ausflüge stets
empfand. Das Versprechen wieder kommen zu dürfen, wenn das erste Obst reif war,
schenkte ihr Sicherheit und sie sah sich hinter den Erwachsenen den Berg hinauf
hüpfen, die mit Leitern und Körben beladen auf dem schmalen steilen Patt
liefen, erinnerte sich, wie sie sich wieder und wieder umschaute, ihren
Großvater Jakob nachahmend, der oft stehen blieb, um zu verschnaufen und
unentwegt feststellte, es gäbe keine schönere Aussicht auf der Welt, als von
hier auf den Rhein zu schauen, auf das Siebengebirge mit dem Drachenfels.
„Nirgendwo
auf der Welt ist die Landschaft so großartig, nirgendwo ist das Obst so saftig
und süß, der Kohl so dick und fest, der Spargel so zart. Ein Segen ist es, dass
wir all diese Köstlichkeiten ernten können“. Hanna Elisa glaubte ihm. Denn
Jakob gehörte zu den Erwachsenen, zu
denen man als Kind absolutes Vertrauen haben konnte, der alle ihre Fragen
beantwortete und der sie mit seinem Tod zum ersten Mal enttäuschte. Als Jakob
starb, war Hanna Elisa vierzehn Jahre alt und bereits im Augenblick seines
Todes spürte sie, dass er ihr fehlen würde, sein Verständnis, seine Geschichten
und sein Weitblick, über den sie sich im nach hinein wunderte. Schließlich war
er kaum aus seinem rheinischen Dorf heraus gekommen. Allerdings hatte er seit
seinem vierzehnten Lebensjahr für die Reichsbahn, später Bundesbahn,
gearbeitet, hatte in der Rotte angefangen und sich zum Stellwerksleiter
hochgearbeitet, und wenn sie heute darüber nachdachte, über all die Züge, denen er hinterher sehen durfte, mit
ihnen seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte, war sie überzeugt, dass ihm diese Arbeit half über
den dörflichen Rahmen, in dem er lebte und sich verwurzelt fühlte, hinaus zu
denken.
Entschlossen
schlug Hanna Elisa das Fotoalbum zu. Aber es gelang ihr nicht in die Gegenwart
zurückzukehren. Versonnen blieb sie auf dem Teppich sitzen. Fünf Jahre war es
her, dass ihre Tochter Laura das Elternhaus verlassen hatte, um ihren
Lebensmittelpunkt in den Mittleren Osten zu verlegen und sieben Monate waren
bereits vergangen, dass sie mit Simon und den Kindern durch Felder und Wiesen
streiften und während sie auf ihren täglichen Spaziergängen Laura und dem Kind
aus den längst vergangenen Tagen erzählte, die sie auch nur durch die
unerschöpflichen Geschichten ihres Großvaters kennen gelernt hatte, glaubte sie
Jakobs Nähe und seine beschützende Aura zu spüren. Ihr Herz schlug höher, wenn sie daran dachte,
dass Laura den alten Brauch des
Geschichtenerzählens in der Familie weiterführte. Als sie Sven nach Bahrain
folgte, Verantwortung für Kinder, Haus und Garten übernahm und in der
traditionellen Rolle der Frau lebte, erkannte sie, egal in welches Land der
Erde, in welche Kultur, sie durch Svens Beruf noch verschlagen würde, nichts
war wichtiger, als den Kindern ein zuverlässiger Ruhepunkt in einem unruhigen
Leben zu sein. Diese Einstellung gab ihr die Geduld auf den Zeitpunkt zu warten,
an dem die Kinder beginnen würden eigene Wege zu gehen und sie nutzte ihre
Kreativität und ihre Talente im häuslichen Bereich, erfand nicht nur zu Noahs
Vergnügen phantasievolle Geschichten und originelle Spiele. Nie gingen ihr die
Einfälle aus, die alle zum Lachen brachten und vergessen ließen, das man den
Pool, den Spielplatz und das Meer, die vor der Haustür lagen, an den
unerträglichen Tagen der heißen trockenen Wüstenwinde, die aus Saudi Arabien
kamen, nur vom Fenster aus betrachten konnte. In Lauras Obhut verwandelte sich
der Tag in einen Traum für Zaubergestalten und alle die ihr zuhörten vergaßen
mit Hilfe ihrer Worte Raum und Wirklichkeit und die gut funktionierende
Klimaanlage ließ die Besucher die barbarische Hitze, die auch nachts nicht von der
Insel wich, unwirklich erscheinen. Es war ihnen bereits entfallen, dass sie
erst vor wenigen Stunden bei ihrer Ankunft darüber klagten, das die Hitze und
die Luftfeuchtigkeit ihnen fast den Atem nahm. Und während sie am Fenster
standen, über das Meer blickten und Lauras Geschichten lauschten, glaubten sie
dem unermüdlichen Wind, der verführerisch mit leichtem Säuseln durch die
mächtigen Kronen der Palmen wehte, dass er die ersehnte Abkühlung bringen
würde. Wenn ein Besucher die Terrassentür öffnete, einen Schritt auf den Rasen
trat, um die kühle frische Luft zu spüren, die er durch das Fenster
wahrgenommen hatte und statt einmal tief durchzuatmen, erschrocken ins Haus
zurück eilte, lachte Laura und während der Besucher seine Arme in dem Glauben
betrachtete, entstellende Verbrennungen zu sehen, erzählte sie, dass sie im
ersten Jahr ihres Hier seins zu oft auf
die Verführungskünste des Windes hereingefallen sei. Sie verschwieg, dass sie
an manchen Tagen Tränen überströmt wieder ins Haus gerannt war, von Sehnsucht
nach einem kühlen deutschen Sommer erfüllt. Und der Wind zog ohne Erbarmen
weiter über die märchenhafte Insel. Statt Kühle zu bringen, trocknete er in
kurzer Zeit die zarten Blüten der Bäume und Sträucher aus, raubte das letzte
Tröpfchen Wasser, das sich in einer Baumrinde verborgen hielt und versteckte
die Farben der Insel unter einem Schleier aus heißem Sand.
In den Trümmern von Remagen aufgewachsen habe ich mir seit frühester Kindheit Gedanken zum Krieg gemacht, ob von Staatshäuptern oder Industriellen ausgehend, ob der Krieg sich gegen den Menschen richtet oder gegen die Natur. (die letztendlich immer beide betroffen sind) Die Entwicklung der Waffen spricht nicht von Intelligenz sondern von Verblendung und Selbstverliebtheit.
Mein Fazit, kein Krieg ohne Religion, Gier, Dummheit, Kurzsichtigkeit, Überheblichkeit. Kein Krieg ohne die Denkweise der Krupps, Thyssen und Quandts.... Auf allen Kontinenten unserer Erde fehlt Geld für Bildung und Nahrung, aber nirgendwo für Waffen. Still und leise wurde während der letzten Fußballweltmeisterschaft die Luftwaffe der Bundeswehr für Milliarden aufgerüstet, vor wenigen Wochen wurden wieder Milliardenbeträge bewilligt. Sind wir bereit wieder zu töten?
Leid über die Menschheit zu bringen?
Wo bleibt der Aufschrei des Volkes??
Und gleichzeitig wachsen in unserem reichen Land Kinder in Armut auf, hungern, Bildung bleibt ihnen versagt, kein Geld für Kita und Ganztagsschulen. (Ein gebildetes Volk ist nicht manipulierbar) Die unteren Einkommengruppen werden von unseren Machthabern immer höher belastet, läßt die Reichen noch reicher werden.
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